Diese Untersuchung greift die Problematik auf, in welcher Weise ein Fragebogen zur Erfassung zeitinstabiler Merkmale konstruiert werden soll. Bisherige Ansätze von Steyer (1991) und Becker (1987) werden problematisiert und Konsequenzen für den eigenen Ansatz abgeleitet.
Zwei Voruntersuchungen zur Generierung adäquater Adjektive zur Beschreibung der geistigen und körperlichen Befindlichkeit folgte die Konstruktionsphase an der 20 Personen beiderlei Geschlechts und unterschiedlichen Alters teilnahmen und den Fragebogen 4 Wochen lang dreimal am Tag (morgens, mittags, abends) ausfüllten. Eine direkte-Skalierung und eine indirekte-Skalierung (nach Baumann, Sodemann und Tobien, 1980) kamen zur Anwendung, wobei ein neuer Skalentyp als Mischtyp zwischen der Visuellen Analogskala und dem Ratingverfahren eingesetzt wurde. Die Analysen wurden auf individueller und gruppenstatistischer Ebene durchgeführt, um zum einen den Fehler einer gruppenstatistischen Fragebogenkonstruktion für die Einzelperson abzuschätzen und zu anderen, um eine individuelle Fragebogenkonstruktion zu explorieren. Die Dimensionierung und Itemselektion basiert auf der Kreuzkorrelation zweier Zeitreihen und wurde einem Prozess nachgeschaltet, in welchem jedes Merkmal jeder Person der ihm eigene Autoprozeß herauspartialisiert wurde. Die Resultate zeigen, dass der so gewonnene Fragebogen hochpräzise und änderungssensitiv ist, und sie belegen darüber hinaus die Inadäquanz von dichotomen oder 5er-Ratingskalen. Eine Nachuntersuchung belegt die hohe Akzeptanz der Probanden bzgl. des Fragebogens. Die Qualität der Selbsturteile wird ebenso wie das Neuartige des Konstruktionsansatzes diskutiert.
Becker, P. (1988): Ein
Strukturmodell der Befindlichkeit. Psychologische Beiträge, 30, 514-536.
Baumann, U., Sodemann, U. & Tobien, H. (1980). Direkte vs indirekte
Veränderungsdiagnostik. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische
Psychologie, 1, 201-216.
Steyer, R., Schwenkmezger, P., Notz, P. und Eid, M. (1994). Testtheoretische
Analyse des Mehrdimensionalen Befindlichkeitsfragebogens (MDBF). Diagnostica,
40, 320-328.