7. Arbeitstagung der Fachgruppe Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologischen Diagnostik  abstract; Dr. J.M. Müller

Nutzen für die psychologische Diagnostik aus der Interpretation geschätzter raschskalierter Personenparametervarianzen

 

Innerhalb des Projektes TESTMETAANALYSE an der Universität Tübingen werden Normierungsdaten von Persönlichkeitsfragebögen in Kooperation mit Testautoren und Verlagen gesammelt. Die Testverfahren werden bezüglich verschiedener traditioneller und neuerer Testkennwerte (Müller, 2000) beschrieben. Hierunter befindet sich die geschätzte raschskalierte Personenparametervarianz (Müller, 2001), die insbesondere für die psychologische Diagnostik verschiedentlich genutzt werden kann. Die Verwendungsmöglichkeiten werden in drei Kontexten besprochen: Zum ersten ermöglicht der Vergleich von Personenparametervarianzen inhaltsähnlicher Testverfahren einen neuen Ansatz zur Überprüfung der Inhaltsvalidität (Fitzpatrick, 1983; Klauer, 1984) in Ergänzung zu bislang bekannten Ansätzen (Multi-Trait-Multi-Method, Campell & Fiske, 1959). Zum zweiten soll auf die besondere Bedeutung von Rasch-basierten Normierungen in Ergänzung zu bekannten Rohscoretransformationen und den hierauf begründeten diagnostischen Schlussfolgerungen hingewiesen werden. Zum dritten können raschskalierte Personenparametervarianzen als standardisiertes Variabilitätsmaß im Sinne eines deskriptiven Indikators für die Unterschiedlichkeit von Personen in einem durch die Itemstichprobe definierten Testgegenstand verwendet werden (Müller, 2002). Abschließend soll auf Besonderheiten bei der Art der Personenparameterschätzung (Hoijtink & Boomsma, 1995; Kim & Nicewander, 1993) durch verschiedene Item-Response-Software (WINMIRA; MULTIRA; BIGSTEPS; BILOG-MG, MULTILOG; u. a.) sowie auf grundsätzliche Verzerrungen (Lord, 1983) hingewiesen werden.