DGPS-Berlin, 2002 abstract; Dr. J.M. Müller

Die testübergreifende Bedeutung von Raschvarianzen als Maß der Unterschiedlichkeit von Personen

 

Die Varianzen von Rohwerten aus verschiedenen Tests waren bislang nicht vergleichbar, da eine testübergreifende Maßeinheit fehlte. Diese Maßeinheit kann jedoch für metrische Konstrukte innerhalb des Raschmodells abgeleitet werden. Dies ermöglicht Raschvarianzen direkt zwischen verschiedenen Tests zu vergleichen. Raschvarianzen kommt darüber hinaus eine psychologische Bedeutung zu, da sie als Maß für die Unterschiedlichkeit von Personen in der erfassten Dimension interpretiert werden können. Neben der Einführung und Erläuterung der testübergreifenden Maßeinheit auf der Personenparameterskala werden empirische Ergebnisse in Form von unterschiedlichen Raschvarianzen verschiedener Erhebungsverfahren vorgestellt. Aus dem Verständnis der Inhaltsvalidität nach Klauer (1984) als Itemuniversen folgt zudem, dass Raschvarianzen von verschiedenen Erhebungsverfahren für dasselbe Konstrukt nur zufällig voneinander abweichend dürfen. Neben dieser neuen Möglichkeit der Überprüfung der Konstruktvalidität werden zusätzlich praktische Konsequenzen für die psychologische Diagnostik vorgestellt. Beispielsweise kann eine Rascheinheit als Distanzmaß einer Person zum Durchschnitt einer Referenzpopulation verwendet werden. Damit steht zur Beurteilung einer Eigenschaftsausprägung neben der Positionierung in der Messwertverteilung ein weiteres standardisiertes Distanzmaß zur Verfügung. Auf die technischen Voraussetzungen und Einschränkungen wird innerhalb der Diskussion eingegangen.

 

Sachgebiete:  6.3 Test-, Mess-, Skalierungstheorie